Knieschmerzen: Was du vor deinem ersten Termin wissen solltest.

Die Therapie von deiner Knieschmerzen wird viel effektiver sein, wenn du ihren Zweck verstehst und ein wenig darüber lernst, wie sie funktioniert.

In diesem Beitrag erfährst du es:

  • Was ich beim ersten Gespräch fragen werde und warum.
  • Wie die Untersuchung aussehen wird und was sie uns sagen wird.
  • Welche Wirkung die von mir angewandten Techniken haben.
  • Worauf du nach der Therapie achten solltest, um die Wirkung zu maximieren.

Dein Meniskusriss interessiert mich am wenigsten.

Wahrscheinlich wurde bei dir bereits eine Diagnose wie „Arthrose“ oder „Meniskusverletzung“ gestellt.

Wenn du auf irgendwelche magischen Techniken hoffst, die Risse oder degenerative Veränderungen direkt heilen, muss ich dich enttäuschen.

Ich wende solche Techniken nicht an. Ich weiß nicht, ob so etwas überhaupt möglich ist.

Aber es ist noch nicht alles verloren, nein. Ich betrachte die Dinge nur aus einem etwas anderen Blickwinkel.

Erstens: Woher wissen wir, dass diese Dinge wirklich für deine Schmerzen verantwortlich sind?

Ich nehme den Meniskus als Beispiel, weil 90 % der Patienten mit einer gesicherten Diagnose kommen oder einen Verdacht haben, nachdem sie ein paar Artikel auf Google gelesen haben. 

Im Fall des Innenmeniskus, gibt es zumindest ein paar Strukturen in unmittelbarer Nähe, die ähnliche Beschwerden vortäuschen können. Eine entzündete Gelenkkapsel, ein gereiztes Band oder ein Muskelansatz.

Selbst wenn es ein Meniskus wäre, stellt sich die Frage: Warum hat sich der Körper noch nicht darum gekümmert? 

Wir sprechen hier von demselben Körper, in dem sich sogar Knochen nach einem Bruch wieder zusammenfügen. 

Irgendetwas muss deine Genesung blockieren. 

Dieses Etwas sind aus meiner Sicht fast immer zwei Dinge: Das eine ist dein Verhalten und das andere ist die Funktionsstörung deines Knies. 

Durch dein Verhalten kannst du dem Gewebe entweder optimale Bedingungen für die Regeneration bieten oder sie komplett verhindern.

Im zweiten Fall beeinträchtigt die gestörte Kniefunktion die Biomechanik und kann zu einer Überlastung bestimmter Gewebe wie der Gelenkflächen führen. 

Was stört die Gelenkfunktion? Oft ist es eine übermäßige Muskelspannung, die durch eine Muskelverhärtung verursacht werden kann, umgangssprachlich auch als Faszienverklebung bezeichnet.

Die einzige Herausforderung besteht darin, dass sie versteckt und praktisch über den ganzen Körper verstreut sind. Die Anamnese und die Krankengeschichte geben Aufschluss darüber, wo wir nach ihnen suchen müssen.

Wenn du möchtest, dass dieser Schritt fließend verläuft, solltest du die folgenden Fragen bedenken, die ich dir auf jeden Fall stellen werde. 

Was sind deine Hauptbeschwerden?

Wann sind sie zum ersten Mal aufgetreten?

Seit wann sind sie schlimmer geworden? 

Gab es einen Auslöser oder sind sie einfach aus dem Nichts aufgetaucht?

Welche Aktivitäten am Tag verschlimmern die Schmerzen?

Hast du außerdem Schmerzen in anderen Teilen deines Körpers?

Warum frage ich danach?

Meine Denkweise ist, dass alles im Körper entweder durch die Faszien oder das Nervensystem miteinander verbunden ist.

Der Körper ist ein System, das aus 23 Segmenten besteht. Ein Körpersegment ist für mich das Knie, der Ellbogen oder die Halswirbelsäule.

Wenn ich den Körper als Ganzes betrachte, kann ich seine Funktionsweise verbessern, indem ich an allen seinen Bestandteilen arbeite.

Das bedeutet, wenn ich die Funktion der Hüfte verbessere, wirkt sich das positiv auf das gesamte System aus und kann daher Knieschmerzen verringern.

Hattest du jemals anhaltende Schmerzen in irgendeinem Teil deines Körpers?

Aktuelle Schmerzen im Sprunggelenk oder im unteren Rücken sind sicherlich ein Signal, sie weiter zu untersuchen.

Anhaltende Schmerzen aus der Vergangenheit sind ebenfalls ein solches Signal, auch wenn wir sie heute nicht mehr spüren.

Wenn wir z.B. Schmerzen im Sprunggelenk haben, will unser Gehirn sie automatisch entlasten. Unser Gangbild verändert sich, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Vielleicht bemerken wir es selbst oder jemand macht uns darauf aufmerksam, indem er sagt: „Hey, tut dein Bein weh, weil du ein bisschen humpelst?“.

Was wir nicht merken, ist, dass unser Nervensystem automatisch die Muskelspannung in der gesamten unteren Extremität verändert.

Manche Muskeln spannen sich stärker an und andere scheinen gehemmt zu sein.

Was passiert mit Muskeln, die lange Zeit „Überstunden“ gemacht haben? Sie entwickeln erst eine Verspannung und dann mit der Zeit eine Muskelverhärtung.

Wirkt sich das auf unsere Kniegelenk aus? Meiner Erfahrung nach absolut ja.

Wenn die Therapie gegen Knieschmerzen in der Vergangenheit nicht erfolgreich war, kann das daran liegen, dass sich die Therapie auf das letzte Stück des Dominoeffekts konzentriert hat.

Was ich herausfinden möchte, ist, was zu deinem aktuellen Zustand geführt hat, damit ich weiß, wo ich nach Muskelverspannungen suchen muss.

Frakturen, schwere Verletzungen und Operationen.

Andere Faktoren, die zur Bildung von Faszienverklebungen führen können, sind schwere Traumata, Unfälle und Operationen.

Warst du wochenlang auf Krücken unterwegs oder hast mehr als einen Monat gebraucht, um dich zu erholen? Bitte teile mir diese Informationen unbedingt mit.

Dysfunktionen der inneren Organe

Unsere Organe sind auch über Faszien und Nervenbahnen mit unseren Muskeln verbunden. Deshalb ist es für die Therapie wichtig, dass du mir mitteilst, ob du derzeit an Krankheiten wie entzündlichen Darmerkrankungen oder Funktionsstörungen wie Reizdarm, Reflux, Problemen beim Wasserlassen leidest.

Es könnte sich auch um ein Problem aus der Vergangenheit handeln, das dir lange Zeit Probleme bereitet hat, das sich aber inzwischen aufgelöst hat und das du heute nicht mehr spürst.  

Dies könnte auch zu einer Verspannung bestimmter Muskeln in den Beinen geführt haben.

Die Untersuchung

All diese Informationen helfen mir dabei, die Bereiche auszuwählen, die ich durch Bewegungs- und Tastuntersuchungen im Detail untersuchen werde.

Die Bewegungsuntersuchungen geben uns eine allgemeine Vorstellung davon, inwieweit Strukturen wie Muskeln, Sehnen, Gelenke oder Menisken betroffen sind und unsere Beschwerden verursachen.

Die Tastuntersuchung hilft uns, den Spannungszustand der Muskeln, die Elastizität der Faszien und den Grad der Reizung der Sehnen oder Bänder genauer zu bestimmen.

Es ist erwähnenswert, dass die Untersuchung meine volle Konzentration erfordert, deshalb bitte ich dich, alle Mitteilungen oder Fragen vorher zu stellen.

Gelegentlich werde ich dich um Feedback bezüglich der Druckempfindlichkeit der einzelnen Punkte bitten.

Therapeutische Punkte können in drei Kategorien eingeteilt werden. Einige Punkte sind überhaupt nicht empfindlich und du spürst nur Druck. Andere Punkte lösen einen leichten Schmerz oder ein ziehendes Gefühl aus. Noch weitere Druckpunkte verursachen starke Schmerzen und du spürst ein Stechen und eventuell eine Ausstrahlung oder ein Taubheitsgefühl, zum Beispiel in den Fuß.

Dein Feedback hilft mir dabei, die vorrangigen Punkte für die Behandlung festzulegen.

Die Behandlung

Damit du das alles nachvollziehen kannst, werde ich dir auf den anatomischen Karten erklären, welche Körperstellen wir für die Behandlung ausgewählt haben.

An dieser Stelle gibt es etwas, was mich von anderen Therapeuten in der Region unterscheidet.

Womöglich hast du selbst schon die Erfahrung gemacht, dass eine Massage geholfen hat, deine Beschwerden zu lindern, aber nach kurzer Zeit sind sie wieder zurückgekehrt.

Was sind meine Erfahrungen? Einfache Muskelverspannungen erfordern nicht viel Stimulation durch Massage.

So wie ich es sehe, wirkt die Massage vor allem auf das Nervensystem, reduziert dessen Aktivität und löst so Verspannungen.

Bei Muskelverhärtung reicht es leider nicht aus.

Nach meinen Beobachtungen braucht es eine tiefe und vor allem lang anhaltende, manchmal mehrere Minuten dauernde, präzise Stimulation, damit wir überhaupt eine Chance auf eine dauerhafte Wirkung haben. 

Die Erklärung für dieses Phänomen bietet die Lehre über die Faszien.

Die Faszien

Die Faszien sind das weißliche, transparente Gewebe, das jeden Muskel und sogar jede Muskelfaser, jeden Nerv, jedes Organ und jedes Blutgefäß im Körper umhüllt.

Die darin enthaltene Schmiersubstanz sorgt dafür, dass die einzelnen Strukturen gegeneinander gleiten können.

Eine Störung dieser Flexibilität kann zu einer Reihe von Problemen führen, von der Steuerung der Muskeln durch unser Nervensystem bis hin zur verminderten Blutversorgung und Regeneration.

Eines der Moleküle im Gleitmittel ist Hyaluronan, das auch die Bewegung zwischen den Gelenkflächen, zum Beispiel im Knie, gewährleistet.

In den Muskeln ermöglicht es den einzelnen Muskelfasern, sich frei gegeneinander zu bewegen.

Unter bestimmten Bedingungen wird Hyaluronan hochkonzentriert und verklumpt, wodurch sich die Zähflüssigkeit des Schmierstoffs drastisch erhöht.

Man spricht dann umgangssprachlich von einer Verklebung der Faszien.

Die Theorie besagt, dass dies zu einer übermäßigen Muskelanspannung führen kann, die Entzündungen im Gewebe verstärkt und die Tiefenwahrnehmung beeinträchtigt.

Für unser Knie kann das bedeuten, dass bestimmte Punkte auf der medialen oder lateralen Seite sehr empfindlich sind und bei Beuge- oder Drehbewegungen stechende Schmerzen verursachen. 

Es kann sich auch beim Gehen unangenehm anfühlen, als ob etwas nicht an seinem Platz wäre. 

Tiefe Friktion

Die Faszien können auf alle möglichen Arten stimuliert werden, aber ich persönlich verwende am häufigsten die tiefe Friktionsmassage. 

Dabei kommt es unter anderem zu einem Temperaturanstieg in den tieferen Schichten der Faszien. 

Wenn dir schon mal eine Wärmflasche gut getan hat, weißt du, wovon ich spreche. 

Leider ist für die vollständige Wirkung ein zweiter Faktor erforderlich, nämlich die mechanische Mobilisierung der Faszien.

Du kennst das vielleicht vom Streichen von Wänden zu Hause. Die Wandfarbe ist direkt nach der Öffnung zu zäh, aber nach ein paar Minuten Umrühren ist sie dünnflüssiger und eignet sich besser zum Streichen.

Ähnlich wie ein Motor mit einem guten Öl besser läuft, so funktioniert auch die Faszien besser mit einem guten Gleitmittel. 

Man kann sich das so vorstellen, dass die Faszien als eine Art Gerüst für jedes Muskelgeflecht, jeden Nerv und jedes Blutgefäß dienen.

Die Oberschenkelmuskeln entspannen sich, sind widerstandsfähiger gegen Belastungen wie Gehen oder Kniebeugen, und das Kniegelenk selbst wird beweglicher, so dass wir nicht bei jeder „ungeschickten“ Bewegung einen Schmerz verspüren.

Nebenwirkungen und wie man sie minimiert

Faszien sind sehr widerstandsfähig, daher ist eine tiefe und intensive Stimulation notwendig, um sie zu verändern.

Dies führt zu einer Reaktion nach der Behandlung, die deine Beschwerden für etwa 48 Stunden verstärken kann.

Normalerweise fühlen sich die Patienten am dritten Tag besser, aber wenn es länger dauert, kann das ein Zeichen dafür sein, dass dein Gewebe empfindlicher auf diese Art von Stimulation reagiert.

Wir berücksichtigen dies und passen die Maßnahme an ihre Kapazitäten an.

Um eine Überstimulation zu vermeiden, empfehle ich dir, während der Massage keine Gespräche zu führen, es sei denn, es ist wichtig für die Therapie.

Die Zeit während der Massage ist die Zeit, um deine Empfindungen zu beobachten.

Ist der Punkt stark stechend, strahlt er aus oder verursacht er ein Kribbeln? Lässt der Schmerz mit der Zeit nach, oder nimmt er zu?

Für mich ist das ein sehr wichtiges Feedback, das mir hilft, das Gewebe noch genauer zu behandeln.

 

Passende Übungen

Nachdem die einzelnen Muskeln am Körper bearbeitet wurden, zeige ich dir Übungen, mit denen du sie gezielt trainieren kannst.

In den Faszien befinden sich Zellen, die Fibroblasten genannt werden und die wie Baumeister des gesamten Kollagengerüsts wirken. Sie sind auf dem Foto lila markiert.

Damit sie die Faszien effektiver umgestalten können, ist es am besten, wenn sie regelmäßig, mindestens einmal am Tag, stimuliert werden.

Durch Dehnungsreize werden sie daran erinnert, wie sie das Gerüst neu modellieren müssen, um es elastischer zu machen.

Wenn du einen Trainingsplan hast, können wir ihn überprüfen, um zu sehen, ob er die Therapie unterstützt oder ob einige Übungen dein Knie derzeit überfordern.

Worauf du nach der Behandlung achten solltest.

Nach der Behandlung können die Muskeln und Gelenke ein wenig gereizt sein, deshalb ist es sinnvoll, sie angemessen zu belasten.

Grundsätzlich ist Bewegung förderlich, allerdings sollte man sich überlegen, wie man sie dosiert.

Am besten besprechen wir das, um die Empfehlungen auf deine Bedürfnisse zuzuschneiden.

Generell bin ich nicht gegen das Training, solange alle Übungen geprüft sind, nur eben nicht am selben Tag und nicht zu hundert Prozent. Eine Reduzierung der Belastung um 20-30% kann sinnvoll sein.

Beim Spazierengehen sind kürzere Einheiten, aber häufiger, besser.

Bei sitzender Arbeit ist es ratsam, regelmäßig Pausen zu machen, um aufzustehen und sich zu bewegen.

Sicherlich ist ein Zeitraum einer Therapie keine Periode, in der man im Fitnessstudio Rekorde bricht, am Wochenende die Alpen überquert oder Überstunden und zusätzlichen Stress auf sich nimmt.

Wann werden die Ergebnisse sichtbar?

Bei verschiedenen Patienten dauert es unterschiedlich lange, bis die Wirkung der Therapie einsetzt.

Bei meiner Arbeit beobachte ich manchmal eine sofortige Wirkung unmittelbar nach der Massage.

Manchmal fühlen sich die Patienten schon am dritten Tag besser und manche erst nach einer Woche. Manche bemerken erst nach der dritten Behandlung eine Verbesserung.

Vieles hängt von der Ausprägung der Funktionsstörung und ihrer Dauer ab.

Wenn nach einer dritten Behandlung keine Besserung eintritt, kann das ein Hinweis darauf sein, weitere fachärztliche Untersuchungen durchzuführen oder darüber nachzudenken, was die Genesung blockieren könnte.

Manchmal kommt es vor, dass wir aufgrund falscher Informationen unwissentlich etwas tun, das verhindert, dass die Entzündung abklingt.

Wir werden alle für die Therapie relevanten Aspekte laufend besprechen, um unsere Erfolgschancen zu erhöhen.

Zuletzt: Feedback.

Der Job eines Therapeuten ist ein bisschen wie die Arbeit eines Wissenschaftlers.

Sie basiert auf dem Testen von Hypothesen.

Ich führe eine bestimmte Behandlung durch, weil ich aufgrund meiner Untersuchungen davon ausgehe, dass sie deinen Zustand verbessern wird.

Wie prüfe ich, ob meine Hypothese richtig war? Anhand deines Feedbacks.

Das ist für die Therapie von entscheidender Bedeutung. Ich bin nicht allwissend und ob die Therapie auf den richtigen Weg gebracht wird, hängt auch von dir ab. 

Wie geht es dir im Vergleich zur letzten Woche? Besser, schlechter oder gleich? 

Die Antwort auf diese Frage entscheidet darüber, wie wir weiter vorgehen.

Sind die Schmerzen weniger geworden?

Hat sich die Beweglichkeit verbessert?

Tut eine Bewegung, die früher weh getan hat, wie z. B. das Aufstehen aus dem Auto, nicht mehr weh?

Hat die Belastbarkeit des Gewebes zugenommen, z.B. konntest du früher maximal 10 Minuten spazieren und jetzt ist der Schmerz derselbe, kommt aber erst nach einer halben Stunde?

Selbst Nuancen können für uns wichtig sein.

Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.

Wenn du es bis zum Ende dieses Artikels geschafft hast, ist die Motivation bei dir groß.

Das erhöht auf jeden Fall die Chancen auf deine Genesung und macht unsere Zusammenarbeit angenehmer.

Wenn du dich für eine Therapie bei mir entschieden hast, freue ich mich schon sehr auf unseren ersten Termin.