Das Einfachste, was du für deine Bandscheibe tun kannst.

Was ist das Einfachste, was wir für unsere Bandscheiben tun können?

Im Allgemeinen hört man, dass man Sport treiben muss, indem man entweder Muskeln trainiert oder sich dehnt.

Das ist richtig, aber es gibt eine Sache, die so gut wie keine Anstrengung von uns verlangt.

Und leider stelle ich fest, dass immer weniger Menschen in unserer Gesellschaft das tun, entweder wegen falscher Vorstellungen über die Wirbelsäule oder wegen der Fixierung darauf, immer produktiv zu sein.

Es geht um das Liegen, oder besser gesagt um die kurzfristige Entlastung der Wirbelsäule in liegender Position.

In diesem Beitrag beschreibe ich, wie und warum man das macht.

Zunächst einige Hintergrundinformationen

Die Bandscheibe besteht eigentlich aus drei anatomischen Strukturen. Den Gallertkern und den Faserring haben wir bereits im letzten Beitrag kennengelernt, aber es gibt noch eine weitere Struktur, die eine sehr wichtige Rolle spielt.

Es handelt sich um die Endplatte, also das Knorpelige, die dünne Schicht zwischen der Bandscheibe und dem Wirbelkörper.

Über die Tatsache, dass die Bandscheibe, abgesehen von den äußeren Schichten des Faseringes, nicht innerviert und mit Blutgefäßen ausgestattet ist, habe ich bereits geschrieben.

Wie wird sie also mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt?

Die Enplatte ist der Kanal, der dies möglich macht. Durch das Phänomen der Diffusion werden diese Stoffe dort ausgetauscht.

Warum sind wir am Morgen größer als am Abend?

Das liegt daran, dass das Stehen, Sitzen, Bewegen und Heben von Gegenständen Druck auf unsere Bandscheiben ausübt.

Dadurch erhöht sich der Innendruck und es wird Flüssigkeit aus der Bandscheibe gepresst, was dazu führen kann, dass sie um bis zu einem Millimeter schrumpft.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Druck im Liegen während der Nacht sinkt und die Flüssigkeit zurück in die Bandscheibe gezogen wird.

Wäre es nicht klug, dies von Zeit zu Zeit auch tagsüber zu tun?

Könnte das zehnminütige Liegen die Bandscheibe zumindest teilweise wieder hydrieren?

Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat eine Studie erstellt, um diese Frage zu beantworten.

Die Studienteilnehmer/innen wurden gebeten, zehn Minuten lang mit 4,5 kg schweren Säcken auf jeder Schulter zu sitzen, woraufhin die Höhe ihrer Wirbelsäule mit einem Stadiometer gemessen wurde.

Dann wurden einige gebeten, sich auf den Bauch in leichter Streckung der Wirbelsäule zu legen, während andere gebeten wurden, sich in Rückenlage zu legen in leichter Beugung.

In beiden Gruppen wurde eine Wiederherstellung der Höhe der Wirbelsäule um durchschnittlich 3 mm festgestellt. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. 

Die Forscher stellen die Hypothese auf, dass die veränderte Position der Wirbelsäule dazu führte, dass der Oberkörper nicht mehr so viel Druck ausübte und es zu einer Entlastung der Bandscheiben und einer Wiederaufnahme von Wasser kam. 

Wäre es nicht schön, den Wirbeln eine Pause zu gönnen, wie zum Beispiel in der Mitagspause als Prophylaxe?

Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, tue ich regelmäßig das nach 3-4 Patienten.

Aber was ist, wenn du dich gerade nicht hinlegen kannst, weil du zum Beispiel nicht willst, dass deine Kollegen komisch gucken oder der Boden schmutzig ist und du deine Yogamatte nicht dabei hast?

Gibt es eine Alternative?  Darüber im nächsten Beitrag.

Quelle: S. Christopher Owens et al. Changes in spinal height following sustained lumbar flexion and extension postures: a clinical measure of intervertebral disc hydration using stadiometry. J Manipulative Physiol Ther. 2009 Jun;32(5):358-63.