Das kann der Grund sein, warum sich deine Schmerzen ausbreiten.

Meine Patienten sagen mir das: „Mateusz, als es anfing, hatte ich nur Schmerzen im Knie, jetzt habe ich Schmerzen in der Hüfte, in der Wirbelsäule und manchmal noch im Knöchel. Komisch.“

Wenn uns das passiert, denken wir oft, dass es an einer Schonhaltung liegt. Wir humpelten und überlasteten dadurch andere Körpersegmente.

Das ist durchaus plausibel, aber neben der mechanischen Komponente könnte auch unser Nervensystem eine Rolle spielen.

Welche, das wird uns ein Experiment zeigen, das Wissenschaftler an Ratten durchgeführt haben.

Das Experiment

Ratten, die einer Narkose ausgesetzt waren, wurden an einem Wadenmuskel elektrisch stimuliert.

Anschließend untersuchten sie, auf welchen Gebiet des Rückenmarks die Neuronen reagierten.

 

Bei der Kontrollgruppe wurde festgestellt, dass dies der Bereich um die Segmente L4 und L5 war.

 

Diesen Bereich nannte man das Einflussgebiet.

 

Versuchsgruppe

In der Testgruppe wurde 2-8 Stunden vor der Untersuchung eine Entzündung im Wadenmuskel ausgelöst.

Diese Entzündung führte zu einem stetigen Fluss von Impulsen in das Rückenmark.

Dies führte zu einer Verstärkung der neuronalen Erregung an den Grenzen des Einflussgebiets.

Außerdem wurde festgestellt, dass bisher inaktive Nervenverknüpfungen umgeschaltet wurden und aktiv wurden.

Somit konnte beobachtet werden, dass bei Ratten mit einer Entzündung mehr Neuronen im Rückenmark reagierten, sogar aus den Segmenten L3 und L6.

Das Segment L3 ist eines der Segmente, deren Wurzeln den Oberschenkelnerv bilden, der bereits einige Muskeln der Hüfte und des Oberschenkels versorgt und unter anderem die Haut der Vorder- und Innenseite von Oberschenkel und Knie innerviert.

Daraus wurde abgeleitet, dass die Patienten dies als eine Ausbreitung des Schmerzes erleben können.

Was bedeutet das für uns?

Wenn wir wissen, dass eine Entzündung zu solchen Veränderungen führen kann, sollten wir sie nicht runterspielen.

Die Zähne zusammenzubeißen und trotz der starken Schmerzen alles weiter zu tun, als wäre nichts passiert, ist nicht der beste Weg.

Die gute Nachricht ist, dass Entzündungen in der Regel von selbst abklingen, wenn wir nicht noch „Öl ins Feuer“ gießen.

Aus diesem Grunde wird empfohlen, die Belastung unmittelbar nach der Verletzung zu reduzieren.

Bei chronischen Schmerzen ist es am wichtigsten, die Aktivitäten zu identifizieren, die die Schmerzen hervorrufen, und sie eine Zeit lang zu vermeiden oder zu reduzieren.

Auf diese Weise kann das “ Brandherd “ zum Erlöschen gebracht werden und wir vermeiden die Komplikationen wie übermäßige Schonhaltungen oder eine umbewusste Veränderung der Bewegungsmuster.

Quelle: Siegfried Mense: Muskeln, Faszien und Schmerz (2021), Wissenschaftliche Grundlagen zu Funktion, Dysfunktion und Schmerzen