Rückenschmerzen – unbewusste Schwachstellen

Wie entstehen Schwachstellen an der Wirbelsäule?

Oft wissen wir nicht, dass wir eine anfälllige Stelle in unserer Wirbelsäule haben, weil sie versteckt ist und sich nicht bemerkbar macht … bis sie es tut.

Sie zu verstehen, kann Licht auf dein Problem werfen.

Um sie genauer zu erkennen und ihren Ursprung zu verstehen, ist es oft notwendig, die Geschichte des Patienten zu analysieren.

Dennoch kann ich dir häufige Szenarien beschreiben, die ich jeden Tag bei meiner Arbeit mit Patienten sehe.

Eine Schwachstelle durch Nichtbenutzung.

Du kennst das englische Sprichwort: „if you don’t use it you lose it“

Für den menschlichen Körper hat es eine besondere Bedeutung. Unser Körper denkt sich, warum sollte ich all diese Ressourcen in den Erhalt meiner Muskeln investieren, wenn ich sie für nichts brauche.

In diesem Moment denkst du dir, dass das ein bisschen albern ist, weil du deine Rückenmuskeln natürlich jeden Tag benutzt. Sonst könntest du dich ja gar nicht bewegen und ich würde sagen, du hast Recht.

Lass mich dir ein wichtiges Detail erklären.

Der menschliche Körper hat über 600 Muskeln. Ein großer Teil davon befindet sich im Bereich der Wirbelsäule in Form von kurzen, tiefen Rückenmuskeln.

Die Hauptfunktion des Rückenstreckers ist, wie der Name schon sagt, die Streckung der Wirbelsäule, d.h. Das Aufrichten der Wirbelsäule aus einer gebeugten Position, oder die Ausführung des Hohlkreuzes.

Weitere Funktionen sind die Unterstützung der seitlichen Beugung der Wirbelsäule und die Rotation.

Sagen wir, dass wir die letztgenannte Bewegung nur sehr selten in vollem Umfang ausführen.

Mit der Zeit werden die Gelenke in dieser Richtung nicht mehr so beweglich sein und die Muskeln werden diese Bewegung nicht mehr so effizient kontrollieren können.

Dann kommt der Tag, an dem wir etwas vom Boden aufheben und wir sind nicht perfekt gerade, sondern müssen uns ein wenig drehen und dann passiert es – ein schrecklicher Schmerz schießt in unseren Rücken.

Schwachstelle in der Muskulatur nach einer Verletzung.

Das ist dir vielleicht schon bewusst, aber nach einem Schmerzerlebnis bewegen wir uns anders.

Beispiel: Wenn wir mit dem Knöchel umknicken, hinken wir, und wenn wir akute Rückenschmerzen haben, sieht auch unser Gang verändert aus.

Das kann ohne unsere bewusste Kontrolle passieren, denn unser Gehirn will uns schützen und entlastet automatisch das gereizte Gewebe.

Einige Muskeln werden ausgeschaltet und andere arbeiten intensiver.

Kurzfristig ist das eine gute Strategie, aber wenn die Wochen vergehen und wir es nicht korrigieren, wird das Ganze kompliziert.

Stell dir vor, du bist der Chef eines Unternehmens und in einer Krisensituation planst du für zwei Teams ganz unterschiedlich schwere Aufgaben.

Kurzfristig passiert nichts Schlimmes, aber langfristig wird das eine Team überlastet sein und das andere wird faul und weniger effizient in seiner Arbeit.

Überträgt man das auf den Körper, werden einige Muskeln angespannt und erschöpft sein und andere wiederum werden schwach sein.

In einem solchen Umfeld führen wir eine Tätigkeit aus, von der wir nie vermuten würden, dass sie zu viel ist, und dann passiert es – ein paar Stunden danach oder am nächsten Tag beginnt unser Rücken zu schmerzen.

Es ist erwähnenswert, dass die Verletzung lokal sein kann oder ein weiter entferntes Körpersegment wie das Knie oder den Knöchel betreffen kann. Auch Operationen gehören dazu.

 

 

Wenn du noch Zweifel hast, lass mich dir ein Beispiel geben.

 

 

Ich habe einen Patienten untersucht, der vor über 10 Jahren einen Bandscheibenvorfall hatte. Um zu testen, ob die Kraft der seitlichen Wirbelsäulenmuskeln symmetrisch ist, bitte ich den Patienten, im Sitzen eine Pobacke anzuheben.

 

 

Der Patient war schockiert, als er das auf einer Seite nicht schaffte. „Zufälligerweise“ war es die Seite, auf der er zuvor diesen Bandscheibenvorfall erlitten hatte.  

 

So lange nach der Verletzung und die Muskeln haben sich immer noch nicht richtig erholt. 

 

Ich glaube, ich brauche nicht zu erklären, wie eine solche Asymmetrie die Biomechanik der Wirbelsäule stört. 

Schwachstelle der Bandscheibe.

Es ist sehr schwierig, die komplexe Dynamik der Bandscheiben in einem so kurzen Format zu beschreiben, deshalb werde ich das Thema in zukünftigen Beiträgen erweitern.

In Kürze: Die Kraftübertragung der Bandscheiben hängt vom Zustand des Gallertkerns und vor allem von seinem Hydratationszustand ab.

Es gibt Dinge, die die Bandscheibe „nicht mag“ und es gibt Dinge, die eine schützende Wirkung haben, indem sie die Hydratation fördern.

Leider achten wir in der Hektik des Alltags nicht auf die Prävention, denn es tut ja nichts weh, also gibt es auch kein Problem, und im Laufe der Jahre werden unsere Bandscheiben schwächer und empfindlicher gegenüber Belastungen.

Irgendwann kommt der Tag, an dem wir irgendeine triviale Aktivität machen und haben danach Beschwerden, die nicht so schnell wieder verschwinden, und bildgebende Untersuchungen zeigen einen Bandscheibenvorfall.

Es tut mir leid, wenn ich hier nicht die Vorbeugung der Degeneration des Bandscheibens beschreibe, denn das ist eine individuelle Sache, da jeder einen anderen Beruf, Sport und eine andere Freizeitgestaltung hat.

Bevor ich Empfehlungen ausspreche, untersuche ich erst einmal den Patienten und analysiere seine Aktivitäten.

Über diese Aspekte schreibe ich, denn nur wenn wir unser Problem verstehen, können wir unsere weniger idealen Handlungen korrigieren und die Reparaturprozesse in unserem Körper wirklich unterstützen.