Wenn ein Gelenkproblem kompliziert wird

Oft ist es so, dass die Therapie reibungslos verläuft, der Fall einfach ist und sich schnell verbessert.

Doch manchmal ist es genau andersherum. Es braucht viel mehr Zeit, Energie und Geduld, um eine kleine Wirkung zu erzielen.

Woran liegt das alles? Das Thema der Gelenke an sich ist eigentlich einfach, oder? Die meisten Gelenke funktionieren wie Scharniere, die Muskeln bewegen sie, manchmal nutzt sich mit der Zeit etwas ab, aber das ist doch normal. Ein bisschen Training zur Stabilisierung und alles funktioniert, richtig? 

Es stellt sich heraus, dass es etwas komplizierter sein kann als das. 

Aber bevor wir dazu kommen, eine Frage. Welches Gewebe ist deiner Meinung nach am wichtigsten für das Gelenk? 

Das System, das die Homöostase im Gelenk aufrechterhält.

Nun könnte man argumentieren, dass der größte Beitrag zur Funktion des Gelenks leisten die … Nerven.

 

Sie halten die Homöostase im Gelenk aufrecht und garantieren seine Gesundheit. 

 

Wenn dich das nicht wundert, dann wird es dich vielleicht überraschen zu erfahren, wie sie das machen. 

 

Sicherlich stimmst du mir zu, dass eine konstante Blutzufuhr zum Gewebe für dessen Funktion unerlässlich ist. 

 

Das Nervensystem spielt hier eine wichtige Rolle. 

 

Wie die Nerven eine Entzündung auslösen können, habe ich in diesem Beitrag beschrieben. 

 

Es gibt aber auch so etwas wie sympathische Nerven, deren Enden in der Nähe der Arteriolen liegen. Das sind die kleinsten Arterien, die sich in Kapillaren verzweigen. 

 

Es sind die Impulse der sympathischen Nerven, die den Gefäßtonus und damit zum Beispiel die Durchblutung der Gelenkkapsel regulieren, deren innerer Teil die Gelenkschmiere produziert.

 

Du wirst mir sicher zustimmen, dass eine verminderte Blutversorgung der Gelenkkapsel und damit eine verminderte Produktion von Gelenkschmiere nicht gut für das Gelenk ist und die Degeneration nur beschleunigt. 

 

Leider können die Nerven bei einer langanhaltenden Entzündung durch chemische Mediatoren geschädigt werden. 

 

Dies stimmt mit der Beobachtung überein, dass in den frühen Stadien der Arthrose diese Regulierung gestört ist. 

 

 

Was bedeutet das für dich?

Meine Empfehlung ist, den Schmerz nach einer Verletzung oder Überlastung nicht zu unterschätzen.

Der Zustand bessert sich nach zwei Wochen nicht? Lass dich behandeln oder zumindest untersuchen. 

Du willst nicht, dass diese negativen Prozesse zu lange andauern. 

In der Praxis beschreiben mir Patienten ihr Problem manchmal folgendermaßen. 

Vor 5 Jahren hatte ich Schmerzen in der Schulter, die aber nach einer Woche verschwanden. Vor einem Jahr hatte ich wieder Schulterschmerzen, aber nach einem Monat waren sie weg. 

Jetzt habe ich seit drei Monaten Schmerzen, aber dieses Mal gehen sie nicht weg. Ganz im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass es schlimmer wird. 

Es könnte sein, dass es die fortschreitende Beeinträchtigung der Blutversorgung des Gelenks ist, die die Regeneration verlangsamt und die Genesung blockiert. 

Das und mehr. Leider ist das noch nicht das Ende der Geschichte. 

 

Tiefe Wahrnehmung

Woher weiß das Gelenk, wie es sich bewegen soll und was schützt es vor abnormalen Bewegungen im Gelenk, die zu einer Überlastung des Gewebes führen könnten?

Es gibt spezialisierte Nervenenden, die auf mechanische Reize reagieren, z. B. auf Druck und Zug. 

Sie warnen uns vor ungewöhnlichen Gelenkstellungen und lösen die Muskelreflexe aus, die das Gelenk stabilisieren und es vor Verletzungen schützen. 


Leider haben wir mit zunehmendem Alter immer weniger davon, was ein Grund für die häufigen Stürze von älteren Menschen sein kann. Wie wir bereits festgestellt haben, können auch Traumata und Entzündungen Degeneration von Nerven beschleunigen. 

Eine Veränderung der tiefen Wahrnehmung der Gelenke führt zu einer Beeinträchtigung der motorischen Kontrolle. 

Was bedeutet das? 

Einseitiger Knievalgus bei Knieproblemen. Entengang bei Hüftbeschwerden. Protraktion und Anhebung der Schulter. Sogar im Liegen, wo sich alle Muskeln eigentlich entspannen könnten. 

Dein Gehirn tut dies automatisch, um das Gewebe zu entlasten. Kurzfristig ist diese Strategie ganz in Ordnung. Längerfristig kann sie zu Störungen führen, die nur sehr schwer oder gar nicht mehr rückgängig zu machen sind. 

Wie düster ist das Szenario?

Ich schreibe Artikel wie diesen, um Patienten zu motivieren, ihre Gesundheit ernst zu nehmen und sich rechtzeitig umfassend behandeln zu lassen.

Wenn du schon seit mehreren Jahren mit Problemen kämpfst, ist dann alles verloren?

Nicht unbedingt, aber es wird sicherlich schwieriger werden.

Es ist so, als würdest du ein Tennis-Match spielen und dein Gegner wäre einfach stärker.

Er ist schlagbar, es erfordert nur mehr Anstrengung … und hören auf den Trainer, der dir von der Seitenlinie Tipps gibt und dir wichtige Dinge beibringt.

Quelle: Osteoarthritis is a neurological disease – an hypothesis; Jason Mcdougall – Osteoarthritis and Cartilage Open – 2019